Die Systematisierung des Lernprozesses tonaler beziehungsweise rhythmischer Inhalte beschreibt Gordon in den Lernsequenzen rhythmischer und tonaler Inhalte. Die ‚Lernsequenz rhythmischer Inhalte’ (ein Überblick über die Lernsequenz findet sich bei Gordon 1980, S. 202) umfasst die Reihenfolge, in der Schülern unterschiedliche Metren sowie Rhythmen innerhalb dieser Metren zu vermitteln sind. In der ‚Lernsequenz tonaler Inhalte’ (ein Überblick über die Lernsequenz findet sich bei Gordon 1980, S. 160) schildert Gordon die Abfolge, in der verschiedene Tonalitäten sowie unterschiedliche harmonische Funktionen innerhalb dieser Tonalitäten unterrichtet werden sollen. Der Schwierigkeitsgrad tonaler Patterns reicht – abhängig vom musikalischen Kontext und je nach spezieller Funktion des Patterns – von leicht bis schwierig, von Tonika und Dominantfunktionen in Dur- und Molltonarten bis hin zu allen Funktionen in anderen Tonalitäten und hin zu Patterns in multitonalen Zusammenhängen. Gordon orientiert sich zur Festlegung der Schwierigkeitsreihenfolge an Audiationsschwierigkeitsgraden, welche er in jahrzehntelanger Forschung experimentell untersucht und systematisch zusammengestellt hat.
Die Lernsequenz rhythmischer Inhalte stellt die systematische Abfolge dar, in der diverse Metren – und verschiedene Rhythmen innerhalb dieser Metren – unterrichtet werden sollen. Im Hinblick auf rhythmisches Lernen betont Gordon, dass Bewegungskompetenz – und hierbei vor allem ein über Körperarbeit entwickeltes Verständnis für das Verhältnis von Raum und Zeit – eine wichtige Voraussetzung bildet, um ein stabiles Metrums- und Rhythmusgefühl entwickeln zu können. Da rhythmisches Verstehen nach Gordon ‚durch den Körper’ erfolgt, ist es für ein gründliches Verstehen seiner Lernsequenz der rhythmischen Inhalte unerlässlich, sich auf eine praktisch nachvollziehende Verstehensweise einzulassen.

Rhythmus besteht aus Macropulsen (macrobeats), Micropulsen (microbeats) und melodischem Rhythmus (melodic rhythm) (Gordon 1980, S. 166).

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Um Gordons Definition von Macropulsen nachvollziehen zu können empfehle ich, sich zu einem Musikstück zu bewegen und auf diese Weise die Grundpulse der Musik – die metrischen Macropulse – zu ermitteln. Die nächst kleinere gleichmäßige Unterteilung dieser Macropulse nennt Gordon Micropulse. Zweiermetrum ist geprägt durch die Unterteilung eines Macropulses in zwei analoge Micropulse und Dreiermetrum dementsprechend durch Aufteilung in drei analoge Micropulse. Das Metrum eines Musikstückes wird demnach nicht durch die notierte Gruppierung (hier spricht man von Takt) bestimmt, sondern durch die gehörte Unterteilung von Macro- und Micropulsen. Um Rhythmen verstehen zu können, müssen die drei genannten Rhythmusebenen gleichzeitig audiiert werden.
Für die praktische Umsetzung seiner Lernsequenz rhythmischer Inhalte hat Gordon spezielle Rhythmussilben entwickelt, für die charakteristisch ist, dass sie auf Gewichtsimpulsen (beat functions) beruhen und nicht auf Tondauerbezeichnungen. Die Macropuls-Funktion erhält stets die Silbe ‚du’. Micropuls-Unterteilungen werden im Zweiermetrum auf ‚du-dej’, im Dreiermetrum auf ‚du-da-di’ gesungen. Weitere Unterteilungen werden mit ‚ta’ benannt.
Rhythmussilben nach E. Gordon (Gordon 1980, S. 82/83)

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Rhythmussilben nach E. Gordon (Gordon 1980, S. 82/83)

In den Lernsequenz-Aktivitäten der Music Learning Theory werden die Lernsequenzen tonaler und rhythmischer Inhalte jeweils mit der Fertigkeiten-Lernsequenz zu einer Einheit verknüpft. Dabei sind vielfältige Kombinationen von schrittweise erfolgender und überbrückender Bewegung innerhalb der Fertigkeiten-Lernsequenz und in Interaktion mit den Lernsequenzen tonaler und rhythmischer Inhalte möglich.